Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal einen grossen Marathon gewinnen würde. Im Ziel übermannten mich die Glücksgefühle, einfach genial! Viele Interviews von Zeitungen und Fernsehen folgten im Zielbereich, der Vize-Governeur von den balearischen Inseln wollte ein Selfie machen mit mir, die Ministerin von Palma für Sport und Kultur wollte mit mir reden - genial!

Doch kurz zum Rennen: Beim einlaufen hatte ich ein gutes Gefühl, ich konnte ein gutes Tempo laufen und fühlte mich locker. Sofort nach dem Start lief ich meinen Rhythmus. 2 Läufer, die den Halbmarathon bestritten, liefen 20, 30m vor mir. Ich wollte aber nicht mitgehen, da ich bewusst Kräfte sparen wollte. Beim ersten Wendepunkt nach 5km konnte ich mal schauen, wie es um meine Mitstreiter aussah. Es waren v.a. Halbmarathonläufer in meiner Nähe, also nach vorne schauen und weiterlaufen. Nach 13km kam ich wieder bei Start/Ziel vorbei und ab da ging es in die Stadt hinein. Ein wirklich schwieriger Kurs mit vielen Höhenmetern und Pflastersteinpassagen, verwinkelte Gässchen. Wieder am Meer angelangt bog ich ab auf die 2. Runde mit einem Vorsprung von gegen 1.30min. Nun spürte ich langsam aber sicher meine Beine, der Gegenwind tat zusätzlich weh. Auch die Temperaturen waren schon bei 22-23°C, eigentlich zu warm für einen Marathon. Ich lief einfach weiter und versuchte meinen Vorsprung zu halten. Bei KM 30 war es dann geschehen und ich wurde überholt. Ich hatte echt Schmerzen in den Beinen und hatte Mühe, einen guten Rhythmus zu laufen. Ich versuchte aber in Schlagdistanz zu bleiben. Ich dachte oft, dass ein Stockerlplatz auch gut sei, 2. bei einem Marathon ist auch stark. Bei der letzten Labestation bei KM 40 sah ich, dass der Führende leicht strauchelte und ebenfalls Mühe bekundete. Da versuchte ich, näher ranzukommen. Meine Gedanken kreisten. Ich würde mir wahrscheinlich am Abend im Bett Vorwürfe machen warum ich nicht angegriffen hätte. 30km führen bei einem Marathon, und dann nicht versuchen zu gewinnen, das geht nicht. Bei KM 41 ging es dann wieder runter in Richtung Meer. Da setzte ich alles auf eine Karte und sprintete unter Anfeuerung meines Begleitradfahrers los. Ich überholte den Führenden und rannte dem Ziel entgegen was ging. In meinem Kopf hämmerte mein Herzschlag und die Säure verteilte sich langsam aber sicher im ganzen Körper. Auf einen Konter hätte ich nicht reagieren können, aber den brauchte es auch nicht mehr! Ich durfte als Sieger des Palma Marathons mich feiern lassen! Einfach genial!

Nun heisst es Pause machen und Kräfte sammeln! Ich wünsche Euch einen schönen Jahresausklang!

Euer Manuel